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frankgottlieb

Bullying im Beruf als Chance zu sehen ist leicht gesagt


So schmerzhaft Mobbing - Erfahrungen gerade am Beginn einer beruflichen Laufbahn auch zunächst sind: es handelt sich hierbei um eine bedeutende Lebenserfahrung, auch wenn man gerne darauf verzichtet hätte.

So sagte mir eine Klientin, die ins Ausland abgeordnet wurde von ihrer deutschen Arbeitgeberin und dort massives Mobbing erfahren hat, dass sie ohne diese Erfahrung nie zum Nachdenken gezwungen worden wäre, zum Nachdenken über einige der brennendsten Fragen für Sie in ihrem Alter, wohin man im Leben wirklich möchte beruflich, wo man sich sieht später einmal sieht. Sie wollte für sich die emotional aufgeladene Ebene Täter - Opfer möglichst zügig verlassen und die gemachten Erfahrung zum Anlass zur ungehemmten Selbstreflexion nehmen. Hiermit meinte sie keinesfalls, dass das Mobbing ihr gezeigt habe, dass etwas mit ihr nicht richtig sei und sie nun nach den Ursachen suchen müsse. Soweit war ihr Selbstbewusstsein nicht in Mitleidenschaft zum Glück gezogen worden.

So weit wie die genannte Klientin muss man aber erst einmal kommen nach der gemachten Erfahrung und dies ist oft ein steiniger Weg.


Der tiefe Fußabdruck der Mobber



Mobbing hinterläßt beim Arbeitnehmer, insbesondere dann, wenn er jung ist und noch am Anfang einer Laufbahn steht, immer Spuren. Es gehört zu den Prägungen im Leben der Betroffenen. Nicht selten bleiben beim Opfer Selbstzweifel bestehen – sowohl hinsichtlich der fachlichen Eignung für einen bestimmten Beruf als auch - was oft schmerzlicher ist - hinsichtlich der Frage nach der psychischen Eignung, da man sich die Frage – wider besseren Wissens – erlaubt, ob man sich das Mobbing nicht vielleicht einfach zum Teil eingebildet hätte oder aufgrund von Gründen in der eigenen Person / Charackter die Attacken provoziert hat.

Ein Teufelskreis, in den man sich somit selbst hineinmanövriert, denn die geannten Zweifel verunsichern wiederum im Arbeitsalltag bei einer neuen Arbeitgeberin unter Umständen. Dies wiederum kann schnell von nicht allzu wohlgesinnten Kollegen erkannt werden und entsprechend instrumentalisiert werden zu neuerlichen Übergriffen, kurz Ihnen haftet der Opfergeruch an.

Hinzu kommt, dass der letztlich aus der Firma geekelte Arbeitnehmer in gewisser Weise gebrandmarkt ist für seine nächste berufliche Station, sollte er sich dazu entschließen, das Vorgefallene, was er als Mobbing wahrgenommen hat – sei es ohne Zeugen oder unter Zeugen – öffentlich zu thematisieren, beispielsweise vor dem neuen Arbeitgeber, so kann ihm dies im Zweifel mehr schaden als nutzen. (Wie ArbeitnehmerInnen am cleversten die Beendigung ihres früheren Arbeitsverhältnisses infolge von Mobbing "verkaufen" im Bewerbungsgespräch, wird in einem eigenen Blog-Beitrag behandelt).

Denn der Grad zwischen dem aufrichtigen - Misstände wie Mobbing ansprechenden Arbeitnehmer - und dem überempfindlichen Querulanten ist oft sehr schmal in der Wahrnehmung von Arbeitgebern.

Dies wohl nicht zuletzt deshalb, weil man so jemanden, der schon einmal für Unruhe in einer Firma sorgte, nicht im eigenen Betrieb haben möchte, des Firmenfriedens willen. Und sollte sich Ihr neuer Arbeitgeber zu der von HR Abteilungen hin und wieder angewandten Methode entscheiden, zum Hörer zu greifen und Erkundigung bei ihrem früheren Arbeitgeber über sie einzuholen, so wird er kaum ein Schuldeingeständnis bzgl. der vorgefallenen Mobbinghandlungen zu hören bekommen, sondern im Zweifel wenig Gutes über Sie, Ihre Arbeitsweise und Ihr zwischenmenschliches Verhalten während Ihrer früheren Anstellung.

Hierbei muss man sich him Klaren darüber sein, dass es sich immer um sog. “uphill battles” handelt. Am längeren Hebel sitzt in der Regel der Arbeitgeber, weshalb sich vermutlich viele der Mobbingoopfer dazu entscheiden, solche Vorgänge nicht zu thematisieren und entmutigt auf die Kündigung durch den Arbeitgeber oder den Aufhebungsvertrag warten oder auf denjenigen Tag, an dem sie es nicht länger aushalten und entweder sich lange krankschreiben lassen (was die Situation nur noch weiter verschlimmert und daher keine anzuratende Option ist) oder selbst kündigen.

Egal welches Ende das Mobbing nimmt – im günstigsten Fall kann man eine firmeninterne Versetzung im Rahmen eines Personalgesprächs erreichen – ob man nun gekündigt wird oder selbst kündigt oder eben sich offiziell einvernehmlich voneinander trennt, was bleibt ist zunächst ein emotionaler Scherbenhaufen für die Betroffene, für den Betroffenen. Dieser wurde auf den vorangegangenen Seiten aufgezeigt. Was aber vor allem bleiben sollte nach solch einer Erfahrung sind die Lehren, die man daraus für sich selbst und sein weiteres berufliches Leben zieht. Am wichtigsten mitunter hierbei ist zu erkennen, wie man mit einer solchen Situation am besten umgehen sollte, sofern sie ein weiteres Mal im Leben auftreten sollte.

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